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Drehbuchschreiben mit dem Textverarbeitungsprogramm

Kurze Bewertung einiger Textverarbeitungsprogramme im Hinblick aufs Drehbuchschreiben

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Microsoft Word

Word ist seit vielen Jahren der Platzhirsch unter den Textverarbeitungsprogrammen und der Quasi-Standard in vielen Büros. Die von Word verwendeten Dateiformate DOC und DOCX sind die meistverwendeten weltweit. Wer fertige Vorlagen und Add-Ins nutzen will, findet diese meist nur für Word und nicht für andere Textverarbeitungsprogramme. Dasselbe gilt auch für VHS-Kurse, Tutorials und Anleitungsbücher, wo Word aufgrund seiner marktbeherrschenden Stellung einen uneinholbaren Vorsprung hat. Die hohe Verbreitung hat dazu geführt, dass manche Gelegenheitsanwender gar nichts Anderes kennen und das Thema Textverarbeitung mehr oder weniger mit Word gleichsetzen.
Word ist in der heutigen Fassung (Version 2019 bzw. Office 365) ein ordentliches Allround-Textprogramm, mit dem man alle Alltags-Schreibaufgaben und auch das Schreiben von Drehbüchern gut meistern kann. Es ist qualitativ auf Augenhöhe mit der Konkurrenz, aber immer noch vergleichsweise teuer (es sei denn, man kauft eine Lizenz bei einem dubiosen Zwischenhänder, der sich in einem rechtlichen Graubereich bewegt).
Die seit Version 2007 verwendete "Ribbon"-Bedienoberfläche ist bis heute umstritten: Die meisten Nutzer haben sich inzwischen daran gewöhnt, aber manche Alt-Nutzer trauern noch immer der früheren (übersichtlicheren) Menüstruktur nach.
Der Funktionsumfang des Programms geht weit über das hinaus, was zum Drehbuchschreiben nötig ist. Für Drehbuch-Zwecke etwas unglücklich gelöst ist die Speicherung der Tastaturkürzel in hierarchisch verwendeten Vorlagen; wer seine Drehbücher nicht nur auf einem einzelnen Computer bearbeitet (z. B. im Wechsel auf Desktop und Notebook), muss ein paar Vorkehrungen treffen.
Man liest gelegentlich von Schwächen und Fehlern in Word, wenn es ums Bearbeiten sehr umfangreicher Texte und ums Einbinden vieler Bilder geht; das gilt aber nur für wirklich sehr umfangreiche Dokumente (z. B. wissenschaftliche Arbeiten) und trifft nicht auf Drehbücher zu, die ja selten länger als 150 Seiten werden und dabei weder Grafiken noch Fußnoten enthalten.

Microsoft Word ist als Teil von Microsoft Office für Windows und Mac erhältlich. Nutzungslizenzen gibt es als Kauf- und Mietmodelle. Außerdem wird nach privater und kommerzieller Nutzung unterschieden: Etwa die beliebten "Home & Student"-Versionen dürfen nicht zu beruflichen Zwecken genutzt werden. Lizenzen für kommerzielle Nutzung kosten nochmal mehr.

LibreOffice/OpenOffice Writer

Aus dem kommerziellen StarOffice ging vor Jahren eine Open-Source-Variante namens OpenOffice hervor, die seither von Freiwilligen weiterentwickelt wird. Nach einem internen Streit abgespalten hat sich LibreOffice. Beide Varianten entwickeln sich langsam auseinander, wobei die Entwicklung von LibreOffice inzwischen klar vorn liegt. Der Einfachheit halber nenne ich ab jetzt nur noch LibreOffice.
Es handelt sich um ein komplettes Office-Paket für Windows, Mac und Linux. Fürs Drehbuchschreiben interessant ist jeweils die Textverarbeitung namens Writer. LibreOffice verwendet standardmäßig das herstellerübergreifende Textformat ODT (Open Document Text), das nach den Microsoft-Formaten heute die weiteste Verbreitung hat und z. B. Standard in vielen europäischen Behörden ist. Man kann wahlweise auch in anderen Formaten wie DOCX speichern, um zu Word kompatibel zu bleiben. Dabei gehen einige Formatierungsdetails verloren, die für komplexere Layouts wichtig sein können. Aber zumindest im Hinblick auf Drehbücher spricht nichts dagegen, im Format DOCX zu speichern.
Die Bedienoberfläche ähnelt nach wie vor den älteren Word-Versionen vor 2007; einige Entwickler planen allerdings, als Alternative auch eine Ribbon-Oberfläche zu entwickeln, die den neueren Word-Versionen nachgebildet werden soll.
Vom Funktionsumfang her ist LibreOffice Writer mit Microsoft Word vergleichbar. Es hat hier ein paar Funktionen mehr, dort ein paar Funktionen weniger; fürs Drehbuchschreiben sehe ich keinen Unterschied. Die Speicherung der Tastaturkürzel in einer separaten Datei ist für Drehbuchschreiber etwas praktischer als die hierarchische Lösung in Word.
Einen klaren Nachteil zeigt LibreOffice, wenn es um die mitgelieferte Rechtschreibprüfung und automatische Silbentrennung für die deutsche Sprache geht; die Lösungen der kommerziellen Anbieter sind hier zuverlässiger.
Die nicht-kommerzielle Entwicklung durch Freiwillige ist gleichzeitig Stärke und Schwäche von LibreOffice Writer: Einerseits ist die Software dadurch dauerhaft kostenlos für private und gewerbliche Nutzung; dies erspart auch nervige Lizenzierungs- und Aktivierungs-Vorgänge. Andererseits geht die Weiterentwicklung schleppender voran als in den kommerziellen Softwarehäusern.

TextMaker

Die Textverarbeitung TextMaker ist Teil von SoftMaker Office und stammt aus Deutschland. Im Gegensatz zu Word und LibreOffice Writer ist TextMaker ein eher schlankes Programm, das weniger Platz auf der Festplatte braucht. Es startet schnell, läuft stabil und wird auch beim Bearbeiten umfangreicher Dokumente nicht allzu langsam. Der Funktionsumfang kann noch nicht ganz mit den beiden Vorgenannten mithalten, aber fürs Drehbuchschreiben ist längst alles Gewünschte vorhanden.
Die klassische Bedienoberfläche ähnelt der von älteren Word-Versionen oder der von LibreOffice. Seit SoftMaker Office 2018 kann man wahlweise auch eine Ribbon-Oberfläche nutzen, die der von neueren Word-Versionen nachgebildet ist. Nun kann jeder Nutzer selber entscheiden, welche Oberfläche er bevorzugt. (Die Ribbons sollen "moderner" aussehen und besonders Word-Nutzern den Umstieg erleichtern.)

TextMaker ist schon länger mein Favorit unter den Textverarbeitungen, wenn es ums Drehbuchschreiben geht. Die praktische Schreibarbeit damit läuft absolut reibungslos. Außerdem bietet das Programm einen für Drehbuchzwecke recht brauchbaren Export für EPUB-Dateien (wenn man ein paar Dinge beachtet). Wer die Pro-Version kauft, bekommt als wertvolles Extra den eingebauten Duden-Korrektor für Rechtschreibprüfung und Silbentrennung.

Mit Version 2018 wurde die Unterstützung für das Format DOCX deutlich verbessert und seine praktische Nutzbarkeit erhöht. Insbesondere werden auch die Tastaturkürzel mitgespeichert, so dass man für Drehbuchzwecke (und auch die meisten anderen Zwecke) problemlos DOCX als Standardformat nutzen kann. Das ist ein großer Fortschritt für die Archivierung und auch für den Austausch mit anderen Programmen. Das Textmaker-eigene TMDX-Format benötigt man nur in wenigen Ausnahmefällen (sehr spezielle Formatierungen, die nicht in DOCX gespeichert werden können - darunter nichts, was uns als Drehbuchautoren interessiert).

Das aktuelle SoftMaker Office 2021 ist für Windows, Linux und Mac erhältlich. Man darf die Lizenzen nun flexibel für alle Betriebssysteme nutzen (wenn man z. B. auf dem Desktop unter Windows und auf dem Notebook unter macOS arbeitet). Außerdem gibt es unter dem Namen FreeOffice eine komplett kostenlose Variante; sie basiert noch auf der Version 2018 und hat auch sonst gegenüber den Bezahlversionen gewisse Funktionseinschränkungen, aber für die Drehbucharbeit reicht sie aus. Zusätzlich gibt es mit TextMaker HD eine Version für Android-Tablets, die weitestgehend funktionsgleich mit den Desktop-Versionen ist (bisher noch auf dem Stand von Version 2016, aber demnächst ganz neu auf Version 2021 basierend). Alle Versionen - auch die kostenlosen - sind für gewerbliche Nutzung freigegeben.

Apple Pages

Als Käufer eines Mac oder MacBook kann man sich die Textverarbeitung Pages als Teil des Office-Paketes iWork herunterladen. Es gibt auch eine iOS-Version sowie die Möglichkeit, über die iClowd auf das Programm als Online-Version zuzugreifen. Die Verteilung als "kostenlose Beigabe" verschafft dem Programm eine hohe Verbreitung unter Apple-Nutzern. Wer keine allzu speziellen Ansprüche an eine Textverarbeitung stellt und auch nicht die vollständige Dokument-Austauschbarkeit mit Microsoft Word benötigt, kommt mit Pages sehr gut aus. Pages erfüllt sogar eine Doppelfunktion, da man auf einen Layoutmodus umschalten kann und damit die Funktionalität eines kleines DTP-Programmes bekommt.
Wenn es um den Funktionsumfang im Textverarbeitungsmodus geht, muss man Pages ein bisschen hinter Word, LibreOffice/OpenOffice und TextMaker einordnen. Zum Drehbuchschreiben ist dennoch alles Nötige vorhanden: Man kann Absatzvorlagen und Zeichenvorlagen nutzen, und man kann diesen Vorlagen F-Tasten zuordnen (leider keine anderen Tasten/Tastenkombinationen).
Als Einschränkung mag man empfinden, dass es in Pages keine Vorlagen-Hierarchie gibt, sondern jede Vorlage nur für sich selbst steht. Wenn man z. B. die Schriftart für ein ganzes Drehbuch ändern will, genügt nicht die Änderung einer übergeordneten Vorlage; stattdessen muss man die Schriftart in allen benutzten Absatzvorlagen einzeln ändern. Wenn man häufiger die Gesamt-Schriftart ändern will, kann das etwas nervig sein. Macht man das nur selten, ist es kein großes Problem.
Gespeichert wird in einem eigenen Format mit der Dateiendung .pages. Es gibt derzeit keine andere Textverarbeitung, die dieses Format lesen kann. Sollen Drehbücher mit einer anderen Software weiterbearbeitet werden, müssen sie als DOCX oder DOC exportiert werden. Standardmäßig gleich in DOCX speichern ist nicht vorgesehen; es wäre fürs Drehbuchschreiben ohnehin unbefriedigend, weil die Belegung der F-Tasten (zur Anwahl der Absatzvorlagen) dabei verloren geht.
Es gibt in Pages einen gut funktionierenden PDF-Export. Es gibt auch einen EPUB-Export; der ist allerdings nicht konfigurierbar und für Drehbücher noch ungeeignet.
Die Bedienung von Pages ist stellenweise gewöhnungsbedüftig - zumindest für Anwender, die von klassischen Textverarbeitungsprogrammen kommen. Die offizielle Dokumentation in Form einer Onlinehilfe ist dürftig und bezieht sich schwerpunktmäßig auf die Anwendung der mitgelieferten Vorlagen. Man muss sich die Bedienung der Textverarbeitungs-Funktionen also selbstständig nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum" erarbeiten. Hat man den Einstieg erst mal geschafft und kann man mit den genannten Einschränkungen leben, erweist sich Pages jedoch als gute Allround-Textverarbeitung und eignet sich auch gut zum Drehbuchschreiben.



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Autor: Andreas Beitinger
Letzte Änderung: März 2021

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